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Der Glaube lebt, die Taube schwebt | Eine Auswahl kulturbezogener Postings

| Kontexte

 

14.12.2020

Nach ein paar Galerienrundgängen: Das Comeback des Jahres ist die Werkliste MIT Preisen.

26.12.2020

Als Einstieg in den Jahreswechsel skizziere ich einen Hoffnungsschimmer, mit mir selbst als empirischer Basis, aufbauend auf der paradoxen Erfahrung erster klassischer Konzerterfahrungen, ausgerechnet während des Lockdowns: Es scheint, als ob manche dialog- und kommunikationsaversen Institutionen nun damit begonnen haben, sich mit digitalen Mitteln aufmerksamer und zugewandter um neue und engere Beziehungen zur Welt zu bemühen. Die entsprechenden Formate könnte man "telematisch aufsuchend" nennen und sie könnten einigen Organisationen in der Zukunft dabei helfen, sich vor der drohenden Obsoleszenz zu retten. Aus der Perspektive des brechtschen "lesenden Arbeiters" ist dabei unter anderem bemerkenswert (und sympathisch), wie z.B. in den vielen Backstage- und Einführungsfilmen plötzlich eine Vielfalt von Beteiligten auf die Bühnen tritt und die Monopolisierung der Außendarstellung durch Leitungs- und Starpersonen gewinnbringend erweitert. Im Zuge dessen wird auch der Ton weniger kanzelhaft-anmaßend und deutlich "werbender" in einem guten Sinn. Weiter so! Beziehungsarbeit setzt Interesse am anderen voraus und passiert - wie jede moderne Balz - meist im Wechselspiel von On- und Offlineaktivitäten.

28.12.2020

Ever been asked about Fair Use? Here is the nicer version of: "It depends". The United States Court of Appeals, Second Circuit in a ruling on the use of commercial photographs by Jeff Koons: "the determination of fair use is an open-ended and context-sensitive inquiry"

13.01.2021

Irgendwann werden wir wieder eine (kultur)politische Agenda brauchen, die über Corona und Bestandssicherung hinausweist. Fangen wir doch damit an! Hier einmal 20 erste Überschriften, mit der ausdrücklichen Bitte um Ergänzung bzw. Widerspruch!
Kritische Reflexion der eigenen gesellschaftlichen Position

Solidarische und tragfähige Verknüpfung mit anderen gesellschaftlichen Bereichen

Verständnis des Institutionssystems als öffentliche Infrastruktur

Reaktion auf die Brisanz und Bedrängtheit der aktuellen Gesellschaft

Widerspiegelung von vielfältigen Lebensrealitäten

Neuentwicklung einer Legitimationsbasis für öffentliche Finanzierung

Beteiligung an globalen Dialogen

Darstellung des Public Value

Eröffnung und Weiterentwicklung von Teilhabe- und Mitbestimmungsoptionen

Geschlechter-, Herkunfts- und Bildungsgerechtigkeit

Neuverteilung von Ressourcen und Macht

Reaktion auf Klimafragen und andere Global-Challenges

Ermöglichung und Motivierung alternativer Finanzierungsoptionen

Entwicklung tragfähiger (Selbst)evaluierungsmodelle, Kriterien und Kennzahlen

Transparente Tarif-, Vergabe- und Bezahlstrukturen

Weiterentwicklung und Absicherung experimenteller Freiräume

Neugründungen

Umwidmungen

Vielsprachigkeit

Barrierefreiheit

21.01.2021

Irgendwer, der jetzt Amanda Gorman bejubelt, bucht wahrscheinlich gerade wieder das Streichquartett für den nächsten Festakt.

22.01.2021

Das Heeresgeschichtliche Museum ist das beste Argument für die Notwendigkeit eines großen, gut ausgestatteten Haus der Geschichte.

26.02.2021 

Ich sollte vorausschicken, dass ich das Folgende nicht zynisch meine: Wenn man sieht, wie viele im Umfeld nun von der Debatte über Impftermine für Hochschulangehörige betroffen sind, dann wird erstens klar, wie stark der "Kunstbetrieb" auch ein "Bildungsbetrieb" ist und - zweitens - wie stark (Selbst)beschreibungen davon abhängen, welche Folgen mit der Wahl der Bezeichnung verbunden sind.

04.03.2021

Liebe European Association of Independent Performing Arts ( EAIPA): Danke für eure Aussendung „Akute Überlebensstrategien – Perspektiven für den Sektor der freien darstellenden Künste 2021“. Ich frage solidarisch: Laut Eigendefinition vertritt ihr "Menschen, Unternehmen und Organisationen, die im Bereich der freien darstellenden Künste in Europa arbeiten". Ist es dann sinnvoll 17 mal die „Künstler*innen“ als Betroffene zu nennen und nur je einmal von „Akteur*innen des Sektors“ und von „Kulturschaffenden“ zu sprechen? Wendet ihr euch damit nicht – zumindest unbewusst – von allen anderen, nichtkünstlerisch Beitragenden ab oder sind freie Tontechniker*innen, Stage Hands, Buchhalter*innen, Produktionsleiter*innen, Fahrer*innen, Tourmanager*innen etc. „mitgemeint“?

09.03.2021

Kunstvermittler*innen: Kann ich mit dieser skizzierten These/Vermutung ein bisschen Diskussion entfachen oder stimmt die Prämisse einfach nicht?

"Die so heftig angepeilten Zielgruppen werden längst ganz woanders auch gut versorgt: Beim Gaming, beim Sport, beim Cosplay, beim Coden, auf Youtube, bei Netflix, im Urban Gardening Projekt, auf Urlaub, im Tanzstudio – hoppla, im Tanzstudio? Ja dort und z.B. bei Impulstanz, dem Festival, dem es gelungen ist, aus dem Drang zum Selbertanzen und der damit verbundenen Workshopbewegung über die Jahre ein großes Publikum zu entwickeln. Der Vermittlung von bildender Kunst fehlt diese Schnittstelle zum Do it Yourself. Das laienhafte Selbermachen, die gescholtene „Hobbykunst“, ist der Gegner der „Professionellen“ und der beliebte Einwand „Das kann ich ja selber auch“ geriet zur Beschimpfung. Mit der Ausnahme der Fotografie vielleicht, die in einem ähnlichen Dreieck zwischen Hobby, ambitionierterer Freizeitpraxis und professioneller Arbeit recht stabil positioniert ist. In der Kunstvermittlung ist das Selbermachen – außer für Kinder – zum Tabu geworden und nun, da das (digitale) Selberproduzieren zur Massenbewegung geworden ist, geht es uns ab."

11.03.2021

Gerade Igor Levit im Stream live aus der Philharmonie Essen gehört/gesehen. Schön war´s, doch am meisten berührte der formlose Abgang. Wie scheiße so eine kleine Verbeugung zur Kamera doch sein muss, wenn für alles, was man gegeben hat, aus dem leeren Saal nur Stille zurückkommt. Und auch die Liebe des Publikums weiß nicht wohin ...

29.03.2021

Info von jenseits des Tellerrands: Die Überbrückungsfinanzierung für Künstler*innen wurde verlängert ebenso wie die Corona-Kurzarbeit. Die Fortführung des Härtefallfonds ist politisch beschlossen. Einzig die vorübergehende Erhöhung der Notstandshilfe wurde am 31.3. beendet ...

03.04.2021

Schlusssatz eines Texts zum freien Eintritt: "Wer gerne mit dem Leitspruch argumentiert, dass nichts wert wäre, was nichts kostet, soll bitte einmal kurz einatmen."

07.04.2021

Während alle von NFTs reden, habe ich meinem 12-jährigen Sohn auf seinen Wunsch hin gerade 47.68373636 DOGE als Taschengeld auf/an/in seine "Wallet" ... sagt man noch "überwiesen"???

16.04.2021

"Der Glaube lebt, die Taube schwebt" ... Die
Opernfortbildung wird zum Lyrikhärtetest!

23.04.2021

Als Werbung für die Neueröffnungen ab 4. Mai hier ein Teaser aus einem Text für die kommende Ausgabe von "neues museum": "Irgendwann wurde mir klar, dass die Faszination des Moments in einer museologischen Zeitüberlagerung besteht: Die Häuser strahlen wie am Höhepunkt ihrer jüngeren „Erfolgsgeschichte“, während sie so leer sind, wie in den Zeiten vor dem großem Boom, als sie erst behutsam aus einem verbummelten Dornröschenschlaf geweckt werden mussten. Wenn man so will, kann man gerade das Beste aus zwei museologischen Epochen gleichzeitig erleben." Das "Aber" kommt dann in der Langfassung ...

29.04.2021

Sätze, die wir so wohl eher nicht in den Geschichtsbüchern lesen werden: "Die Solidaritätsaktionen von öffentlichen und privaten Institutionen und die vielen Hilfsangebote von abgesichert Beschäftigten für Kranke, Arbeitslose und Bedrängte haben viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt während und nach Corona beigetragen." #wuenschefuerdasgeschichtsbuch

03.05.2021

Sonntagsfragen an die Stilkundigen: Was zieht man (als Mann) eigentlich an, wenn man weder die (Kampf)sport-, Outdoor-, Hip-Hop-Assoziationen noch die Irland-, Grafschaft-, Dandy- und Gentlemen-Verweise besonders prickelnd findet?

12.05.2021

Gerechtigkeit und Kulturpolitik
(unredigierter Ausgangstext zum Kulturpolitischen Symposium am 20.5.2021)

Sucht man nach einem gemeinsamen Nenner für die aktuell einflussreichsten, progressiven politischen Bewegungen ist es nicht – wie häufig missverstanden – Identität, sondern Gerechtigkeit. Black Lives Matter, meToo, Fridays for Future, Occupy und den vielen anderen Partizipations- und Teilhabebewegungen, etwa des globalen Südens, geht es um nicht weniger als gerechte Zustände angesichts einer global ungerechten Welt. In diesem Sinne sind sie auch kein Widerspruch zu den „klassischeren“ Bewegungsformen, wie sie von Gewerkschaften, Mieter*innenbewegungen und antifaschistischen Gruppen repräsentiert werden. Doch was bedeutet das für den Kunstbetrieb und insbesondere für Kulturpolitik?

In größeren Teilen des westeuropäischen Kunstbetriebs herrscht wohl immer noch die Vorstellung vor, Teil einer im Grunde gerechten, ökonomisch starken Gesellschaft zu sein – vorübergehend zwar gestört durch COVID-19 – doch letztendlich Teil einer offenen Demokratie, die allen Teilhabeoptionen bietet, die diese Teilhabe auch wollen. In dieser Situation hört man dann z.B. im Fachgespräch (präCovid) die Leitungsperson eines großen Museums mit der Einschätzung „jeder/jede kann zu uns kommen, interessieren muss man sich halt“. Systemstabilisierend wirkt dabei, dass die, die in den Systemen aufgestiegen sind, sich den eigenen Aufstieg als individuelle Lern- und Anpassungsleistung positiv zuschreiben und die in diesen Prozessen erlernten Begriffe wie „Qualität“ oder „Relevanz“ als scheinbar objektivierte Legitimation für die Perpetuierung des Status Quo nutzen.

Mit dieser Haltung wird Ungerechtigkeit zum Vermittlungsproblem. Statt über ausschließenden Habitus, die Klassenfrage, zu hohe Zugangskosten und -hürden, kulturelle Dominanz und bestandssichernde Privilegien zu sprechen, wird die politische Auseinandersetzung über die gerechte Verteilung öffentlicher Güter an die Kulturvermittlung delegiert. Zugleich werden die eng mit der gesamtgesellschaftlichen Lage verbundenen Binnenstrukturen des Sektors (Antagonismus zwischen Festen und Freien, Ungleichbehandlung der Sparten und Generationen, Starprinzip, pyramidale Organisationsformen, ungleicher Zugang zu Ressourcen und Mitwirkung …) mit einfachen Solidarbezeugungen und dem Wunsch danach „sich nicht auseinanderdividieren zu lassen“ zugedeckt.

Wie sieht eine an Gerechtigkeit orientierte Kulturpolitik aus? Wie stabil sind die tradierten Förderrelationen und Zuständigkeitsabgrenzungen angesichts deutlich gestiegener Anspruchskonkurrenz? Welche Themen müssen auf die Agenda und wer ist dazu aufgerufen diese zu erstellen? Welche Forderungen erheben die Akteur*innen des Kunst- und Kulturbetriebs selbst und mit welchen Forderungen und Anspruchsgruppen sehen sie sich konfrontiert? Wie positioniert sich Kulturpolitik in der Debatte um Verteilungs- und Zugangsgerechtigkeit, etwa im Vergleich mit dem Bildungs- und Gesundheitswesen, der Sozialarbeit oder der Populärkultur? Wie kann das Kultursystem auf Arbeitslosigkeit und materielle Bedrängnis reagieren? Welche neuen Argumente stützen den erforderlichen Ausbau öffentlicher Infrastruktur?

14.05.2021

In welchem Teil des Ausstellungsgesetzbuchs steht eigentlich das absolute Verbot von Rückenlehnen für Sitzbänke in Videoinstallationen?

21.05.2021

Vorschau auf einen Geburtstagstext für eine Kulturorganisation: "Nicht die gelebte Praxis ist entscheidend für jede Utopie, sondern die Fähigkeit, sich andere Zustände vorstellen zu können"

25.05.2021

Bitte bei jeder "endlich wieder ..." Normalitätsbejubelschlagzeile daran denken, dass viele Menschen auch weiterhin auf ... verzichten müssen.

29.05.2021

Übrigens: Wer plant, einen verregneten Sonntag für einen bildungsorientierten Familienspaziergang mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern durch die Albertina, dann zu den Kaiserapartments in der Hofburg und evtl. zum Abschluss schnell noch ins NHM zu nutzen, muss für den Besuch dieser staatlichen Einrichtungen € 105,80 einstecken.

22.06.2021

Gerade in einem Text von 2015 (fünf Jahre nach dem Launch von Instagram) gefunden: "Man braucht nicht mehr Rockstar zu sein, um zu wissen, wie man sich als solcher fotografieren lassen kann."

23.06.2021

Der Triumph der Neoliberalisierung war wohl, als Menschen begannen, sich selbst als Unternehmen zu bezeichnen, etwa wenn Leute sagen "ich bin ein EPU im Grafikbereich" statt "ich bin Grafiker/in".

13.07.2021

Dafür, dass in der Kunst so viel von Mündigkeit, Freiheit und Teilhabe die Rede ist, verbringen wir doch relativ viel Zeit damit, anderen zuzuhören oder zuzusehen.

14.07.2021

Zielgruppen:

In folgenden Gruppen gaben mehr als 70% der Befragten an, in den letzten 12 Monaten (2015) nie eine Live-Veranstaltung (Konzerte, Theater, Oper etc.) besucht zu haben:

1) Staatsbürgerschaft Nicht Österreich, davon sonstiges Ausland (Nicht EU/EFTA)
2) Staatsbürgerschaft Österreich, eingebürgert (Nicht EU/EFTA)

In folgenden Gruppen gaben mehr als 70% der Befragten an, in den letzten 12 Monaten einmal oder öfter eine Live-Veranstaltungen (Konzerte, Theater, Oper etc.) besucht zu haben:

1) Oberstes Einkommensfünftel
2) Universität
3) Einkommen in % des Median hoch (>180 %)

Quelle: Statistik Austria: Besuch von Live-Veranstaltungen bzw. Kulturstätten 2015 nach Häufigkeit und soziodemographischen Merkmalen.

23.07.2021

Ich habe gestern zwei Veranstaltungen besucht:

1) Die Eröffnung der Salzburger Festspiele (via TV). Es haben gesprochen: Helga Rabl-Stadler, Wilfried Haslauer, Werner Kogler, Julian Nida-Rümelin, Alexander van der Bellen. Es haben gespielt: Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Ingo Metzmacher. Solistin: Julia Hagen, Violoncello

2) Das Popfest Wien im Karlsgarten (live). Es haben gesprochen: Tmnit Ghide, Tori Reichel, Golnar Shahyar, Dalia Ahmed, Esra Özmen. Es haben gespielt: Golnar Shahyar, Gina Disobey, Jungle Jade.

Bei der zweiten Veranstaltung wurde am Schluss von "Österreichischer Identität" gesprochen.

06.08.2021

Salzburg 2021: Der, der im Popvideo nackt durch das Yves-Klein-Blau gezogen wird und (in Unterhose) als Michelangelo-Pieta-Jesus stirbt, ist der Jedermann. Der, der - auch nackt - im Günther-Brus-Weiß watend stirbt, ist der Don Giovanni.

09.08.2021

Prekarisierung und ökonomische Ungerechtigkeit (nicht nur aber auch) im Kulturbetrieb hängen unter anderem dort zusammen, wo die gute Lage mancher als Anreizsystem für viele andere ins Spiel gebracht wird, aber auch dort, wo Hochbezahlung an einer Stelle mit Entbehrungen an anderen Orten oder in anderen Lebensphasen gerechtfertigt wird. Wie sähe so etwas wie "Mittelstand" aus?

23.08.2021

To colleagues in arts education who know about "Alumni Tracking", "Career Monitoring", "Employability", "Learning Objectives", "Graduate Competencies" etc.: Harrow School of Art´s alumnus, the drummer Charles Robert Watts (Graphic Design 1956 - 1960) passed away on Aug 24 in London.

25.08.2021

Prognose und Alert: Das geforderte Zuverdienstverbot für Bezieher:innen von Arbeitslosenunterstützung wird (nicht nur aber auch) im Kulturbereich einen der letzten existierenden "Arbeitsmärkte", den der geringfügigen Jobs, massiv beeinträchtigen und damit einen der wichtigsten (Wieder)einstiegswege blockieren. Dass alle diese Jobs von einem Tag auf den anderen auf auskömmliche Niveaus angehoben werden, ist eine Illusion.

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