Fragen eines Zuhörenden | Eine Auswahl von Postings
Land im Herbst: Kreis- und Motorsägen in der Entfernung, noch immer Rasenmäher und scharrende Rechen im Kampf mit dem gut riechenden Laub. Die Hammerschläge später Reparaturen und der entsorgungsbereite Sperrmüll. Manchmal Nebel, manchmal Rauch. Neben den seltenen Fußgänger*innen und den sirrenden E-Bikes freuen sich die Vorbeifahrenden mit Höchstgeschwindigkeit auf das Heimkommen in der nun früheren Dämmerung. Darüber ziehen Flieger in den Süden.
Okt. 29, 2024
Hans Escher, 1918 bis 1993, geboren in Wien, wurde bereits 1936 wegen politischer Aktivitäten zum ersten Mal verhaftet und konnte von einem 1937 in Paris begonnenen Studium erst 1946 - nach Internierungen und späterem französischen und britischen Armeedienst als Korporal der Britischen Armee - nach Österreich zurückkehren. Seinem Sohn, dem Regisseur und Schauspieler Hans Escher, u.a. mit Bernhard Studlar Gründer der Wiener Wortstätten, verdanke ich frühe Förderung als sein zeitweiliger Regieassistent.
Okt. 13, 2024
"The art world loves an eccentric, but generally only if that eccentric shows up to parties." (Julia Halperin in "Just How Much Control Can an Artist Have Over Their Work?", The New York Times, Oct 4, 2024)
Okt. 06, 2024
Über manche Credits freut man sich auch nach Jahrzehnten: 1989 war ich "Best Boy" für diesen Film, der am Mittwoch. 11.9, um 18:00 Uhr, wieder einmal im Filmmuseum zu sehen ist. In Anwesenheit der Filmemacher:innen und mit Kaufoption für die LP!!!
Sept. 08, 2024
Vor ungefähr dreißig Jahren schrieb ich am Ende einer privaten Notiz über Kurt Palm, dem damals der Ruf des “harten Hundes” nachhing: „In den USA hätte man für ihn den Begriff des Producers bereit und man würde ihm als "Tough Guy" professionellen Respekt bezeugen. Palms Härte ist die Härte des Aufsteigers. Sanfte Verbindlichkeit funktioniert besser für die immer schon Integrierten, die - unter "Ihresgleichen" - auf die gemeinsam beherrschten subtilen Codes vertrauen können. Dem Aufsteiger sitzt die Ausgrenzung in den Knochen. Er erinnert sie und gibt sie weiter. Die Hauptschüler, die später zu Akademikern werden, erinnern sich an die Arroganz, die sie von den feineren Gymnasiasten erfuhren. Die kommunistischen Funktionäre schöpften ihre Motivation aus dem marginalisierten Kampf, den sie immer gegen die anderen führen mussten. So konnte ich mich nie MIT Palm über einen Erfolg freuen, da seine Triumphgesten immer GEGEN andere gerichtet waren: IHNEN hatte er es wieder einmal gezeigt. DIE hätten nie gedacht, dass DAMIT ein großes Publikum zu gewinnen wäre. Jede Premiere war ein Sieg gegen alle anderen.“ Kurts Entwicklung über die Jahrzehnte führte ihn wohl zu mehr Milde. Seine Härte setzt er heute in eine genau protokollierende – mitunter schonungslose - Sprache um. Nun hat er sich in dieser Sprache noch ein Stück weiter geöffnet und damit vieles erklärt, was man dann doch nicht so genau wusste. Er hat mit seinem letzten Roman „Trockenes Feld“ ein nüchternes und zugleich ergreifendes Buch geschrieben. Für Familienverstrickte, Familienfeiernde und Familiengeschädigte. Also für uns alle! Empfehlung und Gratulation!
Aug. 30, 2024
Als früherer Veranstalter, aber vor allem als Vater einer Tochter mit einem Taylor Swift Ticket für morgen Abend finde ich, dass wir Ewald Tatar, Geschäftsführer der Barracuda Music GmbH, Respekt und Dank für seine schwierige, aber umsichtig getroffene Entscheidung zur Absage der Konzerte ausdrücken sollten.
Aug. 08, 2024
Innerer Monolog der selbstreflexiven Museumsmarketingperson: "Sollen wir damit werben, dass es bei uns sehr angenehm kühl ist? ... andererseits ... die Klimabilanz! ... sollen wir damit werben, dass es bei uns sehr angenehm kühl ist? andererseits ... es geht doch um die Kunst, oder nicht? ...
sollen wir damit werben, dass es bei uns so angenehm kühl ist? ... andererseits: mit dem Argument könnte man ja auch ein Kaufhaus bewerben ... sollen wir damit werben, dass es bei uns so angenehm kühl ist ... andererseits, dann kommen die Leute doch nur um sich abzukühlen?" Grüße aus der kühlen Kunsthalle Wien, wo dafür die "Genossin Sonne" wärmt!
Juli 10, 2024
Am Ende des Seminars "Kunst im Kontext: Recht, Geld und Fairness" bat ich die Teilnehmenden darum, eine Liste mit dem Titel "Meine 15 wichtigsten Punkte für das nächste Projekt/für den nächsten Auftrag/für den nächsten Job" zu schreiben. Eine Liste begann so:
1. Faire Bezahlung
2. Schöne Aussicht
...
Juni 14, 2024
Frage eines Zuhörenden: Einer der für mich zentralen Lerneffekte durch diskriminierungskritische Diskurse war, dass den Stimmen derer, die von Diskriminierung betroffen/bedroht waren, betroffen/bedroht sind oder betroffen/bedroht sein könnten, besonderes Gehör gebührt. Warum lädt man dann dort, wo jetzt so gerne erklärt wird, was denn alles keinesfalls antisemitisch sei, so selten Menschen ein, die von Antisemitismus betroffen/bedroht waren, betroffen/bedroht sind oder betroffen/bedroht sein könnten?
Juni 04, 2024
Nach so langer Zeit kann ich es ja zugeben: Der Humor in "Kafkas Franz" von Alan Bennett war damals nicht unbedingt meiner. Aber ich mochte das Umfeld und es war mein Einstieg als Produktionsleiter für den "Sparverein die Unzertrennlichen". Weil sich mir der Witz nicht so erschloss wie dem "cooleren" Teil des Teams (Regie: Kurt Palm, Darsteller:innen: Max Goldt, Amina Handke, Elisabeth Kny, Fritz Ostermayer, Tex Rubinowitz und Christoph Winder, Bühnenbild: Ursula Hübner, Kostüme: Wilbirg Reiter-Heinisch) war ich etwas unsicher über die Erfolgsaussichten der Produktion. Eine gewisse Anspannung war also kurz vor der Premiere gegeben. Diese wurde zu Verkrampfung, als sich Amina Handkes Vater - ja der! - zu einer Hauptprobe einfand. Ich setzte mich im leeren Konzerthauskeller absichtlich ein paar Reihen vor ihn, weil ich mich seinen Reaktionen nicht direkt aussetzen wollte. Warum die Vermeidung? Nun, ich konnte mir nichts anderes vorstellen, als dass diese Ikone der Ernsthaftigkeit, einer der Helden meiner sensiblen Bundesländerjugend und Inbegriff des Durchgeistigten mit mürrisch-abwehrenden Reaktionen auf die Palmsche Laienspieltruppe reagieren würde. So vergingen bange Minuten, doch plötzlich wendete sich das Blatt und alle vermeintlichen Gewissheiten begannen zu wanken: Schon bei einem der ersten "seichten" Witze kam von hinten - vom Autor des "Wunschlosen Unglück" und der "Publikumsbeschimpfung", dem späteren Nobelpreisträger Peter Handke - ein lautes, "schallendes" Lachen. Das wars: Das Lachen ging weiter, die Premiere kam und alle Vorstellungen waren ausverkauft! An diesem Sonntag gibt es - 34 Jahre danach - im Rabenhof ein Revival in der Originalbesetzung. In der Ankündigung wird übrigens das Wort "Kultkomödie" verwendet.
Mai 14, 2024
Die ukrainische Rapperin Alyona Alyona war übrigens die Schnittmenge zwischen dem Finale des Eurovision Song Contest in Malmö 2024 und der Eröffnung der Wienwoche am Heldenplatz 2022.
Mai 12, 2024
Zufällig mitgehörter Dialog der Generationen im Filmmuseum: Nach "Brand New Day" von Amos Gitai, über eine Konzerttournee der "Eurythmics", 1986 in Japan, wendet sich ein Gast an die Mitarbeiterin beim Ausgang: "Jetzt hast du einen tiefen Einblick in unsere Jugend bekommen". Die Antwort: "Den hab´ ich schon durch meine Mutter!"
Mai 11, 2024
Die Dreizehnjährige erklärt im Kulturökonomieprivatissimum, dass sie willens und in der Lage wäre, das 60-Euro-Ticket für "Girl in Red" im September im Gasometer aus angespartem Taschengeld vollständig zu finanzieren, erkundigt sich aber, ob für den heutigen "Dorian Gray" Besuch im Akademietheater nicht ein "Kulturzuschuss" für die 12-Euro-Karte möglich wäre.
Mai 01, 2024
Venedig: Schon zum Frühstück weht es durch den Raum: "my project", "my work", "my video", "my show" ...
Apr. 20, 2024
Das Künstlerhaus Stuttgart war der erste Ort "im Ausland", der mich vor Ewigkeiten zu einem Vortrag einlud (die Eigennennung ist ein Anlass, an den zu früh verstorbenen Markus Brüderlin und seine unschätzbaren Beiträge zur Wiener Kunstentwicklung der 1980er und 1990er Jahre zu erinnern, denn ich wurde damals mit ihm eingeladen, um über den Kunstraum Wien und das österreichische Kunstkurator*innenmodell zu berichten.) Eingeladen hat Nicolaus Schafhausen, der Jahre später die Kunsthalle Wien leitete. Schon damals war das Haus in der Reuchlinstraße als gute Adresse bekannt, was unter anderem an Ute Meta Bauer, Schafhausens Vorgängerin, lag, die von Stuttgart aus begann, weltweit Impulse zu setzen, von denen später auch Wien profitieren sollte.
Das Künstlerhaus Stuttgart ist eine von Kunstakteur:innen 1978 gegründete und bis heute selbst verwaltete Organisation, die an strikten, maximal alle fünf Jahre vollzogenen Leitungswechseln festhält. Ich kann mir aber vorstellen, dass es nicht leicht war, diesem Prinzip treu zu bleiben, als die bisher vorletzte Leiterin 2019 an das Ende ihres Turnus kam. Wir waren zur selben Zeit in der Stadt tätig und es war ihr gelungen – im Trio mit der Vorsitzenden Hannelore Paflik-Huber und der Geschäftsführerin Romy Range – die kostenbewusste Stadt zur Bereitstellung von knapp einer Million Euro an Umbaumitteln zu bewegen, um das Haus neu an der Straßenseite auszurichten und somit besser in der Nachbarschaft verankern zu können. Dies zusätzlich zu einem fein gesponnenen Programm, das ich gut in Erinnerung habe. Wenn ich mich in Zukunft vor der kompakten grauen Sockelzone des MUMOK an diese Geschichte der Öffnung eines Hauses erinnern werde, muss ich sie der neuen Direktorin nicht vermitteln, denn sie hat sie selbst initiiert und umgesetzt: Willkommen in Wien, Fatima Hellberg!
Apr. 11, 2024
Während die Frühteenagerinnen im Nebenzimmer tuscheln, lese ich bei Anna Baar die genauestmögliche Beschreibung ihres Alters: „Erlöst von den Fesseln der Kindheit mit ihren monströsen Ängsten, streckte ich die Fühler, ungeduldig, reizbar aber vertrauensselig, wie es nur jemand sein kann, der wenig vom Leben weiß und nichts vom Liebeskummer.“ Baar liefert danach noch die genaue Datierung „In der Hitparade spielten sie Private Dancer“, doch ich bin mir sicher: Dieses zeitlose, aufgeregte Nichtmehrkindsein wird sie genauso begleiten, wenn sie dann im Sommer zu "Taylor" gehen.
Apr. 04, 2024
"Cheap rent, available real estate and restlessness. The cocktail of urban creativity and change". (Michael Kimmelman über Soho in den 1960er Jahren in seinem Beitrag zu Richard Serras Tod. (The New York Times, 27.3.2024)
März 27, 2024
Wie wirksam manchmal auch kleine Symbole sind: Die Nachricht der Vorsitzenden zu einem UNESCO Vorbereitungstreffen enthält neben dem formvollendeten "Excellences, chères collègues, chers collègues" auch die Anrede "kia orana" und den Abschied "Kia manuia", Grußworte aus dem Cook Islands Māori, einer der Amtssprachen der Cook-Islands, die die Vorsitzende bei der UNESCO vertritt. In diesem Sinne: Lep Vikend!
März 08, 2024
Mensatipp: An anderen (Kunst)unis zeigen die Studierenden sich gegenseitig Arbeiten oder Ideen am Laptop oder am Handy. An der Musikuniversität singen sie einander gerade Liedteile vor!
Jan. 25, 2024
Liebe Eltern, Großeltern oder anders Sorgetragende, die ihr gerade beim Vorlesen, Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen, In-den-Kindergarten-Bringen, Windelwechseln oder Rätselrallye-Konzipieren seid: Verzagt nicht, denn es kommt die Zeit - nur ein paar Jahre nach der ersten Schreiphase -, da die 15-Jährigen unter der Stilbezeichnung "Schreifunkpunk" ihre erste Demo veröffentlichen, und dann könnt ihr "die Kinder" am Freitagabend in die Szene Wien zum Halbfinale der Planet-Festivaltour 2024 begleiten.
Jan. 22, 2024
Ich habe ja schon fast zu oft (zuletzt hier vor einem Monat) die Zeilen aus dem Brechtgedicht genutzt, demzufolge die Künstler:innen zeigen sollen, dass sie „nicht zaubern, sondern arbeiten“. Jetzt bin ich an unerwarteter Stelle über einen Ratschlag aus dem 21. Jahrhundert gestolpert, mit dem ich dann mein Seminar zu den pragmatischen Umständen von Kunstproduktion an der Kunstuniversität Linz beenden werde: „Most days you show up and the idea doesn't. And that's where you have to kind of know the craft of it. You have to try to scrounge your brain for something to write because you're not always gonna be inspired, and that's ok!“ (Taylor Swift)
Jan. 17, 2024
Fragt Künstler:innen nicht danach, warum sie etwas machen, sondern wie sie etwas Bestimmtes gemacht haben. Als Antwort erlebte ich nie Herumgedruckse oder Wortkargheit. Mir wurde nie so etwas wie "Ateliergeheimnis" entgegengehalten, und ich wurde nie auf "höhere Wesen" verwiesen, die (wie in Sigmar Polkes ikonischem Bild) befohlen hätten, "die rechte obere Ecke schwarz zu malen". Im Gegenteil: Ich wurde stets freigiebig mit reichhaltigen Auskünften belohnt und habe dabei viel über Materialien, Fertigungsmethoden und Produktionsherausforderungen gelernt. Bereitwillig wurde auf Details und alternative Varianten hingewiesen, die sich entweder als Irrweg erwiesen haben oder aus denen dann wieder andere Lösungen entstanden sind. Die Erfahrungen aus der Stille der Ateliers und der Konzentration der Werkstätten drängen danach, berichtet zu werden. Sie enthüllen, dass ein wichtiger Teil der künstlerischen Arbeit auch darin besteht, Entscheidungen etwa über Schrauben, Farben, Falze, Technologien und Neuerfindungen zu treffen. Fragt man nach dem Machen, erfüllt sich Bertolt Brechts klassische Forderung an die Theaterschaffenden: 'Lasst ihn (den Zuschauer) gewahren, dass ihr nicht zaubert, sondern arbeitet, Freunde.'"
Dez. 09, 2023
Ich halte ja das Schweigen für eine fallweise angemessene Reaktion von Täternachfahren in Österreich, vor allem im Vergleich zu jenen unsäglichen Kommentierschwällen, die aus den Antisemit:innen immer wieder entspringen, sobald es „um Israel“ geht. Doch ich lese hier und anderswo, dass das Schweigen der Anderen auch einsam machen kann. Ich zögere zwar immer noch, weil es mir wohlfeil erscheint, so zu tun, als könnte ich die Erschütterung teilen, die viele erfasst haben muss, die ganz direkt dem Terror ausgesetzt sein könnten, doch ich kann von mir sprechen: Etwa davon, bei welchen Wahrnehmungen ich mich bei der Gedenkkundgebung am Ballhausplatz ertappt habe: Wie man gleich herumblickt, um zu sehen, ob es auch sicher wäre, wie ich mir unbekannte Fahnen, geschwungen in der Nähe, googelte und nervös wurde, als ich sah, dass es iranische waren; wie ich bärtige Männer mit Rucksäcken mit Blicken verfolgte, mit Gedanken an Explosionen im Kopf, und wie ich einen anderen Rucksackträger als achtsam empfand, weil er ein vollständig durchsichtiges Plastikmodell trug; wie ich dann dankbar wahrnahm, wie sich IKG-Security in der Nähe postierte, und wie ich dann beim nochmaligen Nachrecherchieren erkannte, dass es die „alte“ iranische Flagge war, die solidarische Diasporairaner:innen hier in ihren Händen hielten. Wie dann der Blick nach oben ging, wo ich kurz über eine Drohne erschrak, die - etwas bedrohlich - direkt über uns stand, hoffentlich überwacht von einer aufmerksamen Polizei, deren starke Anwesenheit ohne Zweifel erwünscht war, und wie ich bewusst am Rand geblieben bin, mit Blick auf einen möglichst kurzen Weg zurück. Die Angst begann also auf mich zu wirken, und dabei lebe ich als Nichtjude in Wien, trage keine Kippa und trug keine Israelfahnen (die andere später auf Empfehlung der Polizei einpacken mussten, um für den Nachhauseweg sicher zu sein). Meine Freunde und Verwandten leben nicht in Israel. Doch wenn ich hier und an anderen Orten von Freunden und Freundinnen lese, die alle diese und noch stärkere Ängste haben müssen, kann ich nur hoffen, dass sie diejenige Unterstützung erfahren, die sie brauchen und die uns gemeinsam stärkt.
Okt. 15, 2023
Einen Test ist es ja wert, ob hier am Wochenende Diskursfreude herrscht. Die Kurzthese dazu wäre: Was die bildende Kunst betrifft, stellt die Künstliche Intelligenz zwar das Urheberrecht vor neue Fragen, nicht aber notwendigerweise die Kunsttheorie, da diese ohnehin schon Duchamp, Ready Mades, Konzeptkunst, Handlungsanweisungen, Found Footage etc. "verdaut" hat.
Mai 06, 2023
Mein Beitrag beginnt mit " Das WUK und ich sind gleich lange in Wien." und endet so: "Im Alter wird klarer, dass Utopien nicht auf einer geraden Linie verwirklicht werden, sondern dass es sich bei dem Weg zu einer besseren Welt eher um eine Art kurvigen Staffellauf handelt, bei dem immer wieder andere übernehmen müssen. Ob im WUK oder anderswo: Es sind alle gefordert, in die Zukunft zu blicken und sicherzustellen, dass heute etwas beginnt, auf das dann in vierzig Jahren andere zufrieden zurückblicken mögen."
Apr. 12, 2023
Vorgestern endete nach fünf Jahren meine Amtszeit als Vorsitzender des Württembergischen Kunstvereins (WKV) in Stuttgart. Eine Brücke zwischen alten und neuen Funktionen schlägt der Umstand, dass "Idee und Praxis der Kunstvereine" seit 2021 in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen wurde. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich ein kleiner Teil der Geschichte dieser 1827 gegründeten Institution sein konnte. Danke an die Direktor:innen Hans Christ und Iris Dressler, Geschäftsführerin Silke Albrecht und das gesamte Team, die den WKV gemeinsam so hervorragend durch die Gegenwart navigieren und damit in die Zukunft führen. Ein herzliches Danke auch an alle Kolleg:innen in Vorstand und Verwaltungsrat und alles Gute an die neue Vorsitzende Prof. Kerstin Thomas. Es war im wahrsten Sinn des Wortes ein Ehrenamt.
März 11, 2023
Mir ist in der jüngeren Vergangenheit der kulturellen Selbstorganisation in Wien nichts Vergleichbares bekannt: Eine Großgruppe von Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen hat sich darauf verständigt, gemeinsam ein Netzwerk für Diversität im Kulturbereich zu bilden. Sheri Avraham, Zuzana Ernst, Ivana Pilić, Dilan Şengül und ihre Kolleg:innen haben diese Bottom-Up Bewegung über die letzten zwei Jahre mit Umsicht, Kenntnis und Nachdruck aufgebaut, so dass sie heute unglaubliche 56 Mitglieder – von Afro Rainbow bis zur Wiener Staatsoper - bestätigen konnten. Nun wurde der Verein D/Arts, bei einer Generalversammlung aus der Taufe gehoben. Soviel Wissen, soviel Erfahrung, soviel Bedarf! Alles Gute D/Arts!
Feb. 17, 2023
Serviceposting: Weil ich in der Kunstwelt oft gefragt werde, ob ich denn jetzt "nur" mehr mit Welterbe- bzw. Denkmalschutz zu tun hätte, hier die Aufgabenbeschreibung der UNESCO von der Website des Außenministeriums: "Neben ihren Aktivitäten in den Sektoren Bildung, Wissenschaften, Kultur und Kommunikation/Information arbeitet die UNESCO an transversalen Themen, wie beispielsweise Biodiversität, Klimawandel, indigene Bevölkerungen, Gender und Jugend."
Feb. 06, 2023
WHW steht seit Jahrzehnten für eine sozial bewusste und gesellschaftlich aktive Rolle von Gegenwartskunst, die Wien seit 2019 herausgefordert und bereichert hat. Auch wir möchten hervorheben, dass wir die Arbeit von WHW sehr schätzen und ausdrücklich bedauern, dass diese profilierte kuratorische Stimme, die das internationale Kunstgeschehen der letzten Dekaden maßgeblich mitbestimmt hat, nun nicht mehr von Wien ihren Ausgang nimmt.
Severin Dünser, Kurator, Martin Fritz, Kurator, Berater und Publizist, Eva Schlegel, Künstlerin, Roswitha Schuller, Künstlerin, Nina Tabassomi, Kuratorin
Dez. 21, 2022
Very nice little family-surprise-puzzle by FRIEZE: When we see the magazine´s recent "The Top 10 Shows in Europe in 2022" via social media we are greeted by Šejla Kamerić work "EU OTHERS". But it shows the work installed at the University of Klagenfurt since 2002 and if you read the article the image is nowhere to be seen? Why is this the case and why would I even notice?
Well, the work was originally produced for Manifesta 3, 2000 in Ljubljana, curated by Francesco Bonami, Ole Bouman, Maria Hlavajová and Kathrin Rhomberg, where it was installed on the famous three bridges. It was reinstalled in 2002 in two walkways at the University of Klagenfurt (my hometown) as part of an art project I curated there and it stayed there ever since. And now, 20 years on, Šejla Kamerić took part in this year´s Manifesta 14 in Pristina. She is showing other works, but the show is featured by FRIEZE mentioning her name.
Fine, but we still do not know why we do not see the image along with the article? I consult my talented 14-year-old son and somewhere in the backstage of the site he finds the snippet of code used to define the preview image, correctly pointing to: <meta property="og:image"content="https://static.frieze.com/files/styles/frieze_teaser/public/article/thumbnail/Sejla-Kameric-EU-Others.jpg?itok=wJQVkoCR">. By the way: The photo is by: Hannes Kohlmeier.
Dez. 06, 2022
WHW has one of the most influential voices in contemporary curating. Thank you for making it heard in Vienna! We will keep listening.
Dez. 03, 2022
Stefan Zweig schreibt in den 1940er Jahren zwar über Cicero, gibt damit aber einen allgemeingültigen Hinweis auf die Gründe für die politische Abstinenz vieler Kulturtätiger: "Nun kann einem geistigen Menschen nichts Glücklicheres geschehen als die Ausschaltung vom öffentlichen, vom politischen Leben; sie treibt den Denker, den Künstler aus einer seiner unwürdigen Sphäre, die nur mit Brutalität oder Verschlagenheit zu bemeistern ist, in seine innere unberührbare und unzerstörbare zurück."
Nov. 27, 2022
Als mich das WUK im letzten Jahr um einen Beitrag zum jetzt erschienenen Jubiläumsreader bat, schrieb ich darüber, dass wir beide seit 1981 in Wien sind! Zum Jubiläum wünsche ich dem WUK und uns allen, dass jemand, der heute nach Wien kommt, auch den Beginn von etwas Neuem und Offenem erleben kann!
Nov. 03, 2022
Sonntag, 11:00 Uhr. Stimmiger Schichtwechsel im Zukunftshof: Zu den letzten Sounds des Kosmos Kuriosum | Galaktische Jahreswende öffnet agri_culture im Rahmen der Wienwoche die Scheune ...
Sept. 25, 2022
Bevor ich mich bald wieder in einem längerfristigen Angestelltenverhältnis wiederfinde, wollte ich noch auf SMART hinweisen. Vielleicht nützt es ja auch anderen. SMART – und was will man eigentlich mehr? – hat mir das Leben zwischen Aufträgen, Unterstützungen und Wartezeiten leichter gemacht. Kurz gesagt – und das Video unter dem Link erklärt das kurz und bündig – kann man via SMART freie Aufträge in ein solidarökonomisches Genossenschaftssystem einbringen und sich selbst anstellen lassen. Dies sichert sozialrechtliche Angestelltenvorteile, sorgt bei Unterbrechungen unter den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen für bessere Kompatibilität mit dem System der Arbeitslosenversicherung und verschafft auch eine Entlastung von den Buchhaltungs- und Rechnungsstellungspflichten eines Selbständigen. Eine Art Ausfallshaftung für nicht bezahlte Honorare ist ein weiteres Benefit. Zugleich kann man als Genossenschafter*in an der Selbstverwaltung der Organisation teilhaben, wenn man dies wünscht. Die Gebühr dafür beträgt 10% der Auftragssumme. Äußerst angenehm ist die Professionalität der in ein internationales Netzwerk eingebetteten Organisation: Flexible und vertrauliche digitale Prozesse werden durch feste Ansprechpartner*innen aus einem Team hoch sachkundiger Mitarbeiter*innen ergänzt. Wenn es um die Arbeitsrealitäten von flexibilisierten Soloselbstständigen und/oder temporär Beschäftigten mit Kulturbezug geht, wissen die Leute bei SMART wovon sie reden. Und was will man eigentlich mehr? Herzlichen Dank!
Aug. 24, 2022
Die vielen guten Wünsche in den letzten Tagen haben mich sehr gefreut. Herzlichen Dank für diesen Ansporn zur (gemeinsamen) Arbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Zugleich ein persönlicher Dank an alle, die dazu beitragen, dass es auch die "Freien" durch- und aushalten. Kulturelle Vielfalt ist nicht nur ein weiteres UNESCO-Thema, sondern eine Überlebensvoraussetzung.
Juli 25, 2022
Auf dem Weg zur documenta, mit der Erwartung dort auf gemeinschaftsbildende Orte und Gruppen zu stoßen, will ich von einem tollen Ort erzählen, den ich nie gesehen habe. Diesen Ort kann ich auch nicht betreten, doch ich habe schon viel davon gehört. Es gibt Pizza um einen Euro und wer Lust hat kann sich Longboards ausborgen, um draußen damit herumzukurven. Danach kann man dort auf die Wände zeichnen, Tischfussball spielen, den Boxsack schlagen oder die Kreisbogenlampe nutzen, wenn man (mann eher nicht ... ) Videos drehen will. Die Betreuer:innen sind sehr nett, sie motivieren zu Unternehmungen, wie z.B. gemeinsam am Frauenlauf teilzunehmen oder etwas zu essen zu machen. Der Ort ist das "Flash". Die Elfjährige geht fast jeden Donnerstag ins "Flash". Ich kann den Ort nicht besuchen, da das Flash ein Mädchencafé ist, genauer gesagt, ein Jugendzentrum der Stadt Wien für Mädchen* und junge Frauen* (ja: sie erklären gut, warum sie das so schreiben) im Alter von 10 bis 21. Es ist im 7. Bezirk. Ich finde, es sollte in jedem Bezirk ein "Flash" geben.
Juni 15, 2022
Aus dem "Kunst und Geld" Seminar: Es hat ja zuletzt etwas Interesse an alternativen Einnahmenverteilungen im Kunstsystem gegeben. Das ist ein guter Anlass darauf hinzuweisen, dass eine gewisse Solidarbeteiligung im System der Österreichischen Verwertungsgesellschaften vorgesehen ist: 50% der Einnahmen aus der Speichermedienvergütung unterliegen nicht der individuellen Verteilung, sondern müssen für soziale und kulturelle Förderungen der Mitglieder verwendet werden. Vor kurzem gab z.B. die Bildrecht bekannt, dass der Anteil an der Speichermedienvergütung (rückwirkend bis 2015) 7 Millionen Euro beträgt. Zur Erinnerung: Dieser Topf speist sich z.B. aus Festplattenverkäufen. Meldefrist ist der 30. Juni.
Juni 07, 2022
Preparing for "Curating and Ethics" for "On Curating" at ZHDK: I hear and read a lot about the main concern being that artists (their concepts, their work) are being treated fairly and appropriately. Agreed! But isn't it as important to make sure that curators and artists together treat everybody else involved in the process fairly and appropriately?
Juni 03, 2022
Autoren und Autorinnen, Kulturtätige, Arrivierte und überhaupt „Erwachsene“: Wenn ihr rund um eure Auftritte interessierte, aber zurückhaltende Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene seht, könnt ihr mit einem offenen Gespräch nicht nur Leser:innen gewinnen, sondern auch – ohne, dass ihr das jemals erfahren würdet – über Jahrzehnte in guter Erinnerung bleiben. Ich hatte vor Ewigkeiten einen kleinen Job, der mich unter anderem zur Internationalen Schriftstellertagung Fresach gebracht hat. Dort las der Schriftsteller Josef Zoderer und er war aufmerksam genug für ein Gespräch mit dem 28 Jahre jüngeren Kabelträger. Gestern ist Josef Zoderer gestorben und ich kann ihm nurmehr nachrufen, dass ich mich immer wieder gerne daran erinnert habe.
Juni 01, 2022
Freundinnnen und Freunde: Wenn ich das richtig sehe, gibt es für heute, Dienstag, Abend im Filmmuseum noch Karten für die Wienpremiere der neu restaurierten Fassung von "Rote Ohren fetzen durch Asche", von Ursula Pürrer, Dietmar Schipek und Ashley Hans Scheirl aus dem Jahr 1991. In Anwesenheit der Filmemacher:innen. Be there! 20:30 Uhr.
Mai 23, 2022
Die STANDARD Kommentatorin im Jahr 2022: "Endlich wird es Thema: "Rap ist Teil der Kultur, auch wenn es manchen Eltern [...] gar nicht gefällt." Jetzt muss ich doch einmal damit "flexen" (wie meine Tochter sagen würde), dass ich vor 32 Jahren bei Ice Cube im Apollo Theatre war.
Mai 17, 2022